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Mittwoch, 7. September 2011

fuck reality

Neid tropft aus allen meinen Poren und klatscht auf die Tischplatte. Ich sitze meiner Schwester gegenüber beim Mittagessen. Sie sieht wunderschön aus. Hat sich eine schöne Frisur gemacht, hat ein neues Oberteil an, hat dünne Beine, isst ohne drüber nachzudenken, geht in die Schule. Ich bin das Gegenteil von ihr. Ich bin noch im Schlafanzug, hab es mal wieder nicht geschafft in die Schule zu gehen. Looser! Versagerin!! Sowas einfaches. Das kann doch jedes Baby. Sogar sechsjährige Kinder. Aber ich nicht. Ich streite immer mit meiner Mutter, meine Schwester und meine Mutter streiten sich nie. Meine Schwester macht immer alles besser, hat immer alles besser. Und ich habe das Gefühl sie hasst mich. Ich bin ihr peinlich. Peinlich weil die Lehrer sie fragen wo ich mal wieder bin, peinlich weil ich nichts esse wenn ihre Freundinnen dabei sind und es Theater gibt, peinlich weil ich nicht so viele tolle Freunde habe wie sie. Peinlich weil ich die ältere bin, aber irgendwie auch die Kleinere. Wir machen nie was zusammen. Ich würde gerne, aber sie nicht. Ich bin neidisch. Aber ich gönne ihr das alles. Wenn es ihr so gut geht ist sie bestimmt ein besserer Mensch im Gegensatz zu mir. Ich frage mich was ich alles angestellt habe dass es mir so schlecht geht. Auf die Antwort kann ich lange warten.

Ich habe die Nacht auf dem Klo verbracht. Saß mit müden Augen und zittrigen Beinen auf diesem weißen Ungeheuer und habe mir die Seele aus dem Leib geschissen. Als Belohnung wog ich heute morgen anderthalb Kilo weniger. Aber was ist das schon? Anderthalb Kilo? Nichts. Nichts bei dem was ich erreichen will. Ich hab nicht geschlafen, wie so oft nicht. Als sich die Übelkeit gelegt hat, hab ich gebadet, ich hab gelesen, hundert Seiten, sms geschrieben. Aber ich wollte das alles nicht. Ich wollte schlafen morgens aufstehen und wie jeder andere normale Mensch zur Schule gehen. Aber ich konnte nicht. Ich hasse mich.

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