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Sonntag, 13. Mai 2012

das leben ist kein spielfilm

Kennt ihr das auch? Manchmal wenn ich abends im Bett liege  und mal wieder nicht einschlafen kann, denke ich mir Geschichten aus. Geschichten wie alles sein könnte wenn.. Geschichten in denen ich schön und glücklich bin, in denen ich Freunde und Familie habe. Wenn ich morgens aufwache sind die Bilder in meinem Kopf verschwunden. Hoffnungslose Illusionen. Wenn ich nur mein Leben in eine von diesen Geschichten verändern könnte.
Meine Schwester hat Konfirmation gehabt. Sie hat soo viel bekommen, auch von meinen Eltern. Der Neid schwappt über. Als ich konfirmiert wurde habe ich fast nichts bekommen, vielleicht weil ich nicht wollte und meine Eltern sauer waren? Als ob meine Schwester jetzt immer in die Kirche geht, es nervt mich so. Sie wünscht sich dann auch noch immer Sachen die ich gerne hätte und das ist das schlimmste glaube ich. Es ist eine Sache etwas zu wollen und nicht zu bekommen, aber eine ganz andere zu sehen wie jemand anders das dann bekommt.
Ich habe ihr eben ins Gesicht gesagt dass ich sie hässlich finde, hässlich und fett und ich meinte es ernst, hat der Neid mich das sehen lassen? Ich weiß es nicht..

4 Kommentare:

  1. ...ich denke schon.
    ich wünsche dir trotzdem einen wundervollen tag heute. wenn es mir nicht gut geht, denke ich mir auch immer schöne geschichten aus.
    wundervolles bild, übrigens!
    alles liebe
    maren anita

    FASHION-MEETS-ART by Maren Anita

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  2. Liebe Sophie,

    ja, das kenne ich sehr gut. Das passiert mir auch ständig: unter der Dusche, beim Zähneputzen, auf der Arbeit, Zuhause, beim Einkaufen, beim Betrachten der Landschaft durch das Zugfenster...
    Diese Geschichten sind wunderschön u. lassen mich glücklich zurück. Doch wenn ich mich darin verliere werde ich um so trauriger. Ich muß dann aufstehen u. etwas dafür tun. Ich muß den Geschichten eine Chance geben wahr zu werden. Es recht dann manchmal schon eine SMS an eine Freundin o. einen Freund: "Ich hab dich gern". Manchmal auch nur ein kurzer Spaziergang o. auch eine spontane Verabredung. Natürlich klappt es dann doch oft nicht mit der Verabredung, da die-/derjenige schon etwas vor hat. U. manchmal dann eben doch.

    Ich möchte dir wieder ein kleines Geheimnis verraten, meine unbekannte Schwester. Ich habe es früher schon einmal ganz leicht angedeutet in den ganzen Fragen, die ich dir schrieb:
    Es ist nicht so wichtig, ob ich hasse, liebe, beneide, verachte, bewundere, trauere, tobe o. verzweifele. Ich fühle oft noch so wie vor zehn/fünfzehn Jahren, wie zu jener Zeit meiner Krankheit. Wichtig ist der kleine Unterschied: es ist okay.
    Es ist absolut in Ordnung, ich darf so empfinden. Das Gefühl darf in mir sein. Es hat seinen festen Platz in mir u. ist berechtigt, egal ob das andere auch so sehen o. nicht. Ich darf mich davon aber nicht lähmen o. beherrschen lassen, es nicht hin u. herwerfen, betrachten, begutachten u. analysieren.

    Und ebenso bist Du wundervoll, meine Sophie. So wie du bist, so wie du empfindest.

    Das was bei uns nicht richtig funktioniert sind nicht wir selbst. Es ist nicht unser Ich. Es ist mehr wie ein Filter in unserem Kopf. Als ich meine Krankheit zu verstehen begann, stellte ich es mir vor wie eine dieser rosa Brillen, die ich als Kind hatte. Wenn ich diese trug, war die Welt rosa. Ich hatte keine Chance sie anders zu sehen. Wenn ich die Welt in all ihren Farben sehen wollte, mußte ich die Brille abnehmen. Nur hatte ich diese ganz spezielle Brille / diesen Filter, der meine Krankheit war (u. auf immer sein wird), nur auf wenn ich mich selbst betrachtete, nicht wenn ich meine Umgebung betrachtete. Aber ich war nicht in der Lage sie absetzen. Daher konnte ich mich nur fett, nur häßlich u. ekeleregend sehen. Bekam das Kotzen, wenn ich in den Spiegel sah u. wollte den Spiegel, mich selbst u. die Welt in Stücke schlagen. U. dieser Filter ist heute noch immer da. Er ist nie verschwunden, hat sich nie in Luft aufgelöst. Er wird es auch nie tun. Wenn es mir heute schlecht geht kommt es immer noch vor, daß ich mich nur noch durch diese Brille sehen kann. Dann brauche ich einen echten Freund, der mir sagt, daß ich okay bin. Im Grunde ist es dir mit dem Blick auf deine Beine im Schaufenster so ähnlich gegangen: als es dein Verstand nicht schaffte, die Beine, die du dort sahst, in Verbindung mit deinem Körper zu bringen, hast du sie nicht durch diesen Filter / diese Brille gesehen mit dem du dich selbst immer betrachtest. U. für den Bruchteil einer Sekunden fandest du schön was du gesehen hast.
    Ich weiß, du kannst dir das nicht vorstellen. Wahrscheinlich glaubst mir nicht. Aber auch das ist in Ordnung. Ich kann dir meinen Erfahrungen nicht geben, du mußt deine eigenen machen. Ich liebe dich trotzdem, kleine Schwester.

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  3. Wenn du mutig bist, kann ich dir einen allerersten Schritt auf dem Weg zeigen. Das was ich dir beschreiben werde ist eine Achtsamkeitsübung. Vielleicht kennst du sie auch schon. Ich beschreibe sie der vollen Länge nach. Es ist nahezu unmöglich, daß sie beim ersten Mal gelingt. Auch beim zweiten, dritten u. vierten Mal. Es braucht Geduld u. Übung. Schon den Atmungs-Teil zu schaffen ist möglicherweise eine Herausforderung.

    Schließ deine Tür ab, damit du nicht gestört werden kannst. Leg dich auf dein Bett u. versuche dich so gut wie es geht zu entspannen. Atme ruhig u. gleichmäßig. Konzentriere dich ganz auf deinen Atem. Schließe deine Augen u. fühle wie dein Atem durch deine Nasenlöcher einströmt, wie er durch deinen Rachen in die Luftröhre fließt u. schließlich deine Lungen füllt. Fühle nun wie er direkt darauf wieder den umgekehrten Weg nimmt u. schlußendlich deinen Körper durch die Nasenlöcher wieder verläßt. Wenn es dir hilft, kannst du dir im Geiste beim Einatmen "ein" u. beim Ausatmen "aus" sagen. Konzentriere dich ganz auf deinen Atem. Wenn du so etwas noch nie gemacht hast, wird es dir sehr wahrscheinlich schwer fallen an nichts anderes zu denken. Wenn deine Gedanken wegdriften, dann dürfen sie das. Hole sie sanft wieder zurück u. höre wieder auf deinen Atem. Vielleicht schläfst du auch ein. Ist okay. Wenn du deinem Atem einige Zeit gefolgt bist, wirst du vielleicht spüren, daß du dich weiter entspannt hast. Wenn das nicht funktioniert hat, sei nicht enttäuscht v. dir. Es dauert einige Zeit u. braucht Übung bis es wirklich funktioniert. Gehe in deinem Geist zu der Stelle deines Körpers, die du am schönsten findest. Ich nehme nun ein Beispiel um die nächsten Schritte weiter beschreiben zu können. Ich wähle deine Kniekehle. Betrachte sie dir vor deinem geistigen Auge u. fühle dich in diese Körperstelle hinein. Berührt sie dein Bett o. ist etwas Abstand zwischen ihr u. der Bettdecke? Berührt deine Hose vielleicht kleine Häarchen in der direkten Umgebung ohne die Haut zu berühren? Wie fühlt sich der Stoff auf deiner Haut an? Fühlen sich die Muskeln an dieser Körperstelle angespannt an? Zittert vielleicht einer davon? Ist deine Kniekehle kühl o. fühlt sie sich warm an? Wahrscheinlich tauchen in deinem Kopf Gedanken darüber auf, was alles besser u. schöner an dieser Körperstelle sein könnten. Sie dürfen da sein. Laß sie herankommen u. dränge sie nicht weg. Laß dich nicht v. ihnen beherrschen u. schenke ihnen so wenig Aufmerksamkeit wie dir möglich ist. Konzentriere dich auf diese eine Körperstelle u. fühle dich ganz u. gar in sie hinein. Gehe jetzt zu einer Stelle, die du weniger schön findest. Die Gedanken werden stärker werden u. es wird Wut u. Haß in dir hochkommen. Vielleicht auch Haß auf mich. Das darf alles da sein. Fühle es. Laß dich nicht davon beherrschen. Wenn du kannst, konzentriere dich auf diese Körperstelle. Wenn nicht, gehe zu deinem Atem zurück. Hast du dich wieder entspannt, kehre zu der Stelle mit all den damit verbunden Gedanken u. Gefühlen zurück. Laß sie da sein u. konzentriere dich auf die Stelle. Fühle sie. Deine Haut, die Kleidung, die dich berührt. Den Druck des Betts. Laß die Gedanken u. Gefühle so wie sind u. bleibe bei dieser Stelle. Wenn dir das gelingt u. du noch Kraft hast, gehe zu einer Stelle, die du an dir haßt.

    Es tut mir leid, meine Schwester. Ich muß hier jetzt abbrechen. Es ist spät, ich bin sehr müde das alles zu schreiben frißt an mir u. morgenfrüh muß ich arbeiten. Ich schreibe dir wieder.

    Ich drücke dich an mein Herz, liebe Sophie.

    Rain

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  4. Aber noch ein schönen Song v. Anywhen habe ich für dich:

    http://www.youtube.com/watch?v=sV0_sW2Dgaw

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