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Mittwoch, 23. Mai 2012

es gibt kein happy end für mich

Schwarze Wellen schlagen über meinem kopf zusammen, das Wasser verschluckt mich in seiner Finsternis. Kälte fließt durch meine Kehle, spießt mich mit ihrem eisigen Stab auf und wirbelt mich herum. Verzerrte Gesichter die mich auslachen. Ich sehe die Lügen.
Ich weiß ich bin ein schlechter Mensch.
Und das alles was mir passiert habe ich verdient.
Wie oft habe ich schon versucht ein besserer Mensche zu werden?
Wie oft bin ich gescheitert?
Zu oft. Ich gebe auf. Muss traurig bleiben.
Ist anscheinend so. Feigling. Zu schwach zum Aufstehen.

2 Kommentare:

  1. Liebe Sophie,

    das ist jetzt viel leichter gesagt denn gelebt:
    Du mußt kein besserer Mensch werden. Nur annehmen wer u. wie du bist. Das ist eine der entscheidenden Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Deine Voraussetzungen dafür sind aufgrund deiner Geschichte, deiner Familie, deines Bildes v. dir selbst u. deiner/unserer Krankheit besonders schwierig. Hol' dir Hilfe. Das ist kein Zeichen v. Schwäche, nichts wofür du dich schämen, selbst verurteilen, hassen o. verachten mußt. Du darfst Hilfe annehmen. Es erfordert sehr viel Mut vor anderen einzugestehen "ich schaffe es nicht allein!" - u. ist somit ein Zeichen echter Stärke! Versuch' es mit etwas einfachem wie dem Sorgentelephon. Wenn du deinem Arzt/deiner Ärztin vertraust, dann sprich mit ihm/ihr darüber wie es dir geht, er/sie werden nicht schlecht v. dir denken.
    Ach, Sophie. Ich komme mir gerade vor wie meine eigene Therapeutin....
    Bitte laß dir helfen. Du hast es nicht verdient so leben zu müssen. Das was dich in deinem eigenen Kopf verurteilt u. niedermacht: das hat kein Recht dazu! Du bist ein guter, ein wundervoller Mensch! Selbst wenn du zu schwach sein solltest aufzustehen: du darfst das sein! Dadurch wirst du kein schlechterer Mensch. Jeder v. uns kennt das.

    Das wirklich besch*ßene ist, daß ich dich nicht stützen darf - ich darf es nicht, wenn mir etwas an dir liegt. Ich weiß nicht wie weit du in deiner Krankheit vorangeschritten bist u. in wie weit du zumindest kleine Teile der Funktionsweise erkennen kannst. Wenn du bereits soweit in der Reflektion vorangeschritten bist, Teile des Mechanismus unserer Krankheit sehen zu können, bist du vielleicht in der Lage zu sehen, daß es sich um einen Kreislauf handelt. Einen Teufelskreis aus Selbstverachtung, Selbsterniedrigung, Gewalt (egal in welcher Form) gegen dich selbst, Depression u. Hoffnunglosigkeit, Sehnsucht nach Liebe u. Geborgenheit, Enttäuschung, Haß u. ähnlichem mehr u. alles wieder u. wieder v. vorne in unterschiedlichen Reihenfolgen. Ohne das es ein Ende zu nehmen scheint.

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  2. Es gibt daher nur drei Möglichkeiten:
    - Du bleibst darin gefangen u. alles geht immer so weiter in immer neuen Varianten u. mit immer schlimmeren Formen der Verachtung gegen dich selbst. Je mehr Menschen versuchen dich zu stützen, dich immer wieder aufbauen, um so eher bleibst du darin gefangen. Denn mit jedem Mal bekommst du ein bißchen Kraft noch länger in der Krankheit zu bleiben.
    - Du brichst zusammen. Das habe ich bei einer Freundin erlebt. In Kliniken wird das bei unerreichbaren Menschen angewendet. Zumindest war es vor zehn Jahren noch so. Es wird alle Zuwendung genommen u. der Patient auf sich selbst reduziert. U. wenn du Glück hast (ja, heute kann sie wirklich v. "Glück" sprechen), bricht die ganze Sche*ße über dir ein.
    - Du findest die Kraft u. den Willen in dir selbst aus diesem Kreislauf auszubrechen. Das klappt nicht beim ersten Versuch. Auch nicht beim zweiten, dritten u. auch nicht beim vierten. U. etwas bleibt immer zurück.
    Manchmal hilft es, etwas an zu suchen an das du dein Herz hängen kannst. Bei mir war es etwas scheinbar völlig banales: meine Zähne. Ja, wirklich, klingt vielleicht bescheuert wenn man das so liest, doch war es so. Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt seit etwa neun bis zehn Jahren tagtäglich die Seele aus dem Leib gek*tzt. Ich war kein bißchen mehr belastbar. Bei der geringsten Anstrengung bekam ich kalte Schweißausbrüche, mir wurde schwarz vor Augen, mein Herz begann zu rasen u. schien vor Schmerzen aus meiner Brust springen zu wollen. Ich konnte überhaupt nicht mehr klar denken. Wochen-, monatelang. Beim K*tzen verlor ich manchmal das Bewußtsein für einige Sekunden. Leider weiß ich den letztendlichen Auslöser nicht mehr: mir wurde bewußt, daß ich nur dieses eine Leben habe. Nur ein paar kurze Jahrzehnte, die mit einem Lidschlag vorbei sein werden. Keine zweite Chance für ein neues, ein anderes. Aus dem was da war, mußte ich das bestmögliche machen. U. so suchte ich mir etwas an mir, auf das ich in Zukunft achten wollte. Etwas das gut an mir war, auf das ich stolz war: meine Zähne. Ich hatte nie eine Behandlung beim Zahnarzt gehabt u. das war etwas auf das ich für mich immer ein bißchen stolz gewesen war. Ich nahm mir vor, daß es so bleiben sollte. So lange wie möglich, u. dafür mußte ich das K*tzen einstellen. Es dauerte Jahre bis ich das erste Mal wieder auch nur einen Ansatz v. echtem Hunger, u. noch länger bis ich das erste Mal ein wirkliches Sättigungsgefühl verspürte. Es passiert mir noch heute, daß ich aufs Klo renne, wenn ich nicht behutsam mit mir umgehe u. nicht achtsam mit mir selbst bin. Aber nun vielleicht einmal in zwei Monaten.
    Das ist alles sehr verkürzt u. vereinfacht dargestellt. Das war verbunden mit mehr als einer Therapie, mehr als einem Klinikaufenthalt ... u. mit vielem mehr. Himmel, habe ich meine Therpeuten gehaßt! ;) Eine noch sehr unerfahrene hatte mich soweit an einen Teil meiner selbst, den ich immer vermied, geführt, daß ich völlig ausrastete. Ich habe ihr das Sofa in Stücke getreten u. mir dabei den Fuß gebrochen. Ach, scheiße, da schwätze ich dir hier in deinem eigenen Blog meine Lebensgeschichte an die Backe.

    Ich komme noch einmal zurück zu dem, was ich eigentlich sagen wollte:
    Gestatte dir, dir selbst zu helfen. U. was auch immer du tust, was auch immer du versuchst, erlaube dir nicht perfekt zu sein.

    Ganz egal wie dieser Mensch, der sich hinter der Pseudonym Sophie verbirgt, aussieht, denkt, empfindet, handelt, ganz egal was er gut o. schlecht, schön o. häßlich findet, ganz egal was er begehrt o. verabscheut: es ist ein wundervoller u. liebenswerter Mensch!

    U. um zum Anfang zurückzukehren: du kannst nicht aufgegeben haben, denn dann würdest du nicht mehr schreiben. Ich bin stolz auf dich!

    Rain

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